Heute wird unsere Ortsgruppe 2 Jahre alt. Wir haben es als Anlass genommen, um in unsere Vergangenheit und unsere Erfolge zu Blicken. Wie geht es weiter mit Fridays for Future?
Nach der allerersten Spontan-Demo auf dem Lepziger Wilhelm-Leuschner-Platz im winterlichen Nieselregen wurde gemeinschaftlich beschlossen, noch zur zu einem gemeinsamen Plenum in die Stadtbibliothek zu gehen. In deren Eingangsbereich standen nun rund 15 nassgeregnete junge Menschen voller Tatandrang und fest in dem Wille, die Idee von Fridays for Future (die Idee mit dem Schulstreik fürs Klima von Greta Thunberg) weiter zu verfolgen. Mit dabei waren Menschen von Parteijugenden und NGOs, Freiwilligendienstleistende und Schüler*innen (sie stellten eine Mehrheit), bereits aktivistisch aktive Menschen und welche, die es noch werden sollten. Es war das Gründungstreffen der Leipziger Ortsgruppe von Fridays for Future Leipzig.
Über die Weihnachtstage hatten sie alle eher wenig Zeit, also wurde sich für den ersten Dienstag danach für ein zweites Plenum verabredet. Es ging um die Wahl von Delegierten für die aufkommenden bundesweiten Strukturen von FFF, die Planung der nächsten Aktionen, die Öffentlichkeitsarbeit für die neue Gruppe und vieles mehr. So nahm die bisher zweijährige Geschichte von FFF Leipzig ihren Anfang.
Zu Beginn wurden die Räume der Jugendpresse Sachsen für das Plenum ausgeliehen, auch weil es personelle Überschneidungen zwischen den beiden Organisationen gab und gibt. Später dann wichen die jungen Aktivist*innen auf offene Parteibüros wie das „Pöge-Haus“ oder das „Interim“ aus und als auch diese Räume zu klein wurden, da bestand bereits ein guter Draht zu den sich gründenden Students for Future an der Uni Leipzig, wurde sich ein Raum im Uni-Seminargebäude am Campus Augustusplatz organisiert. Bis zu Beginn der Corona-Pandemie war das ein verlässlicher Ort, dannach fand das Plenum mit einigen Freiluft-Ausnahmen bis heute in digitaler Form online statt.
Der Dienstag als Tag für das FFF Leipzig Plenum ist recht unspektakulär entstanden. Es war schlicht der Tag, an dem die meißten der damaligen Mitglieder der Ortsgruppe Zeit hatten. Montag, Mittwoch und Donnerstag hatten schon andere Organisationen in Leipzig ihre Plena, Freitags sind die FFF-Aktionen (sagt ja auch der Name) und am Wochenende brauchen auch die sonst am wenigsten ausgelasteten Aktivist*innen mal eine Pause. Mitte 2019 wurde bei einem Plenum mal zu ABstimmung gestellt, ob Tag und Uhrzeit des Plenums (damals wie heute dienstags, gegen 18 Uhr) geändert werden sollten. Wie heute ersichtlich war es aber scheinbar schon der beste Termin für die meisten Menschen. Einzig aus Zeitproblemen wurde das Plenum jetzt auf 17 Uhr vorverlegt. Einige Plena, die erst gegen 23 Uhr (also nach 5 Stunden) zuende gingen hatten vor allem neue Menschen abgeschreckt, weswegen fortan auf kompakte Plena zu schul- und arbeitsverträglichen Zeiten geachtet wurde (Studierende sollen ja angeblich zeitlich ein wenig flexibler sein, hört man so).
In den 2 Jahren hat FFF Leipzig einiges erreicht. Auf bundes-, landes- und kommunaler Ebene haben wir gemeinsam mit anderen Ortsgruppen, NGOs und weiteren Aktivist*innen Veränderungen erreicht. Unter anderem:
- Gemeinsame Stellungnahme mit den Scientists for Future
- Aufstellen deutschlandweiter Forderungen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele
- Petition zur Verbesserung des Radverkehrs in der Stadt
- Gründung des Bündnisses „Leipzig fürs Klima„
- Organisation einer der größten Demos der letzten 10 Jahre in Leipzig
- Ausrufung des Klimanotstands in der Stadt Leipzig
- Arbeit im neugegründeten Klimabeirat der Stadt
- Organisation mit anderen Klimagerechtigkeitsgruppen im „Klimarat von unten“
Seit der Gründung im Dezember 2018 hat sich viel verändert, vieles aber auch nicht. Menschen in der Ortsgruppe sind gekommen und gegangen, schlechte Klimapolitik ist geblieben. Die Klimakrise und FFF waren medial verschieden präsent, sie wurden und werden allerdings nach wie vor ähnlich oberflächlich abgetan. Klima ist schön und gut, aber Hauptsache die Wirtschaft leidet nicht darunter. Für junge Aktivist*innen ist es teilweise deprimierend, dass sich auch angesichts der ersten Vorboten der Klimakrise, welche sich bereits voll im Gange befindet, kaum ernst gemeinte politische Ambitionen bestehen, um eine unkontrollierbare Erwärmung abzuwenden.
Für viele Politiker*innen scheint es normal zu sein, mit Naturgesetzen und Klimaveränderungen verhandeln zu wollen. Das ist ähnlich sinnvoll, wie die Anwesenheit der Schwerkraft oder Gefahr der Corona-Pandemie zu leugnen. Kann man schon machen, ist aber unwissenschaftlich, populistisch und sehr gefährlich für das (eigene) Überleben. Sicherlich ist in einem kapitalistischem System eine florierende Wirtschaft wichtig. Wenn dafür aber unsere Lebensgrundlage (Planet Erde) zugrunde geht, sollten wir mal über die Sinnhafigkeit dieses Wirtschaftssystems nachdenken. Auf einem verödeten Pleneten gibt es nämlich auch keine Wirtschaft mehr, zumindest keine, die sich nicht mit Bestattungen beschäftigt.
PS: Auch wenn der letzte Absatz wirklich düster endet sei gesagt, uns geht es gut, dem Planeten nicht. Wir werden weiterhin gegen Klimakrise und politische Untätigkeit kämpfen und werden nicht ruhen, bis wir in einer klimagerechten, sozialen und solidarischen Welt leben!